Jahrhunderte altes Instrument wieder mit vollem, facettenreichen Klang 

    „Die restaurierte Hesse-Orgel stellen wir wieder in den Dienst. Die Orgelklänge werden uns tragen im Feiern und im Trauern.“ – so Pfarrerin Julia Braband in ihrer Festansprache anlässlich der schönen, würdevollen Weihe der Hesse-Orgel in der Gisperslebener Kirche St. Kiliani am vergangenen Samstag.

    Als sie erklang – nach vier Jahren der Restaurierung – erfasste die Zuhörer jenes Gänsehautgefühl, das wohl nur diese monumentalen Instrumente zu erzeugen vermögen. Den warmen, facettenreichen Klang lobten auch die Restauratoren – die Orgelbaumeister Stephan Krause und Joachim Stade vom Unternehmen Orgelbau Waltershausen. 

    Die Geschichte der Orgel reicht bis ins Jahr 1790 zurück – damals wurde der Beschluss zum Bau der Orgel gefasst. „1795 sitzen die Kirchenvorsteher von St. Kiliani zusammen und müssen entscheiden, wer die neue Orgel bauen soll.“, macht Senior Dr. Matthias Rein die Historie in seiner Rede erlebbar. In Frage kamen u.a. Franz Volkland aus Erfurt, der die Orgel in Elxleben baute, die damals 40 Jahre alt war und über 28 Register verfügt und auch die in Künhausen mit 21 Registern. Schließlich entschied man sich für den Orgelbauer Johann Michael Hesse aus Dachwig, der die Orgeln z.B. in Stotternheim, Salomonsborn und Möbisburg damals schon gebaut hatte. Neun Jahre zogen sich die Arbeiten hin bis die Hesse-Orgel in St. Kiliani erklingt – 26 Register und eine Besonderheit – ein Glockenspiel. 

    „In unserer Gegend gab es solide, hervorragende Orgelbauer wie die in Erfurt und Dachwig. Jedes Dorf hatte eine Kirche und jede Kirche eine Orgel. Organisten waren meist die Dorfschullehrer und Kantoren. Zusammen mit dem Schul- und dem Kirchenchor wurde musiziert.“, führte Dr. Rein weiter aus. 

    Vor 40 Jahren war die Orgel letztmalig restauriert worden, damals wurden jedoch nicht alle Bereiche des Instrumentes in die Arbeiten einbezogen, wie die Balganlage und die durch Schwundrisse des Holzes beeinträchtigten Windladen. Die Windladen sind das Tragwerk, für die Orgelpfeifen. Risse in den großen Eichenholzrahmen lassen Wind entweichen, sorgen für Verstimmungen. Um sie zu restaurieren, mussten sie vollständig auseinandergenommen und neu aufgebaut werden.

    Auch die Pfeifen selbst waren zu überarbeiten, teilweise zu ersetzen. In einem ersten Schritt mussten sie gereinigt werden. Ebenso galt es, die Trakturen und die Spielanlage zu bearbeiten. Und schließlich musste in aufwändiger Kleinarbeit die Intonation der gesamten Orgel durchgeführt – das Instrument also gestimmt werden. 

    Eine besondere Herausforderung für die Orgelbauer war das Trompeten- bzw. Zungenregister. Hier werden die Töne durch schwingende Messingzungen wie bei einer Mundharmonika erzeugt. Dieses Register bietet eine Bereicherung des Orgelklanges, wie Stephan Krause erklärt.

    Für die Initiatoren und die vielen Unterstützer war der vergangene Samstag ein besonderer Höhepunkt. So hatte der Gemeindekirchenrat viel Geld eingesammelt, Lottomittel unterstützten das Restaurierungsprojekt und viele Sponsoren, Vereine und auch die Freiwillige Feuerwehr.

    Neben der unbestrittenen Hauptrolle, die die Orgel am Samstag spielte, erfüllten auch der ökumenische Chor und der Chor der Andreas- und Schottengemeinde unter Leitung von Kantorin Sabine Strobel die Kirche mit ihrem wunderbaren Gesang.  

    Zum Abschluss der Feierlichkeiten gab Kirchenmusikdirektor Matthias Dreißig ein beeindruckendes Orgelkonzert.

    Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler

    Pfarrerin Julia Braband und Senior Dr. Matthias Rein

    Martin Heinke, langjähriger Pfarrer in Gispersleben, inzwischen im Ruhestand, hat das Projekt der Orgelrestaurierung maßgeblich begleitet und unterstützt.

    Stephan Krause, Geschäftsführer Orgelbau Waltershausen, beschreibt Details der Resaturierung.

    Joachim Stade, Orgelbaumeister und Geschäftsführer der Firma Orgelbau Waltershausen, erklärt Interessierten die Besonderheiten der Hesse-Orgel.

    Organist Kirchenmusikdirektor Matthias Dreißig an der Orgel.

    Kantorin Sabine Strobel leitete die Chöre, hier mit Organist Matthias Dreißig vor dem restaurierten Instrument.

    Die Mitglieder des Gemeindekirchenrates legten sich für den Erhalt „ihrer“ Hesse-Orgel über Jahre ins Zeug.

    Auch die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr haben Geld erarbeitet, um die Restaurierung der Orgel mitzufinanzieren, hier vertreten durch Harald Hilpert.

    Anita Pietsch dankt für das Engagement.

    Dr. Martin Remus war von 1980 an 34 Jahre lang Pfarrer in St. Kiliani.

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