Kalisalzgewinnung – projektiert wurde in Erfurt

    Vor mehr als 100 Jahren wurde die Salzgewinnung in Erfurt eingestellt. Die „Saline“ – das ehemalige Salzwerk in der gleichnamigen Straße – ist längst stillgelegt. Das hatte vor allem wirtschaftliche Gründe, waren doch die Lagerstätten im Erfurter Norden nicht ergiebig genug. (Wohnblog Erfurt Nord berichtete)

    In einigen Gegenden Thüringens war ab Anfang des 20. Jahrhunderts der Kalisalz-Bergbau von essentieller Bedeutung. Zehn Kaligruben gab es im Land. Kalisalz wird hauptsächlich zu Düngemitteln verarbeitet, und ist zudem ein wichtiges Exportgut. Es wird in Thüringen bis heute im Südharz sowie an der Werra gewonnen.

    In Erfurt hat der Kali-Bergbau ebenfalls seine Spuren hinterlassen – wenngleich nicht im Erfurter Norden. Doch das architektonisch interessante „Kali-Gebäude“ in der Arnstädter Straße 28, erbaut in den 1950er Jahren als Verwaltungsgebäude im Stil sozialistischer Moderne legt beredtes Zeugnis von Erfurt als Bergbaustadt ab. Mit seiner raumgreifenden, geschwungenen, imposanten Wendeltreppe im Inneren erinnert es ebenfalls an die Zeit, als in Thüringen in mehreren Kalibergwerken im Südharz sowie an der Werra Kali-Bergbau betrieben wurde. Es beherbergte bis 1990 den Bereich Projektierung des Kombinates Kali.

    Dass es ein von den Interessen einzelner Kali- und Steinsalzbergwerke entkoppeltes, eigenständig arbeitendes Ingenieurbüro braucht, um die technische Entwicklung zu forcieren, geht auf die Initiative des einstigen Werkdirektors des Kalikombinates „Kaiseroda“ Merkers, Dipl. Ing. Ernst Bergener, zurück. 1954 leitete er die notwendigen Schritte dafür ein, bereits nach einem Jahr gab es eine entsprechende gesetzliche Anordnung zur „Errichtung des VEB Kali-Ingenieurbüro“.

    Das umfangreiche Aufgabengebiet beinhaltete auch die Begutachtung von Schächten, die jährliche Revision aller Fördermaschinen. Insgesamt 115 Mitarbeiter zählte die Belegschaft. Für die Umsetzung aller erforderlichen Aufgaben bedurfte es eines geeigneten Gebäudes. So wurde der Bau eines Verwaltungsgebäudes für die Kali-Industrie beschlossen. Bis dahin wurde das Gebäude Karl-Marx-Platz 3 (neben dem Presseclub) genutzt. 

    Am 3. April 1956 startete der Bau des Kali-Gebäudes in der Klement-Gottwald-Straße, heute Arnstädter Straße. Bereits am 26. April 1957 wurde Richtfest gefeiert, am 8. Oktober die ersten Büroräume bezogen. 

    Zunächst waren dort auch die Bergbehörde Erfurt und eine Außenstelle der Bergbau Handelsgesellschaft Berlin untergebracht. 

    Bis 1965 stieg die Anzahl der Mitarbeiter des Ingenieurbüros auf 228. 

    Die Architektur des Gebäudes ist bemerkenswert: Es ist klar in zwei Gebäudeteile gegliedert, einer mit vier, einer mit fünf Geschossen, der Grundriss, L-förmig angelegt. Über zwei Eingänge verfügt das Haus – in der Arnstädter und der Gustav-Freytag-Straße. Im Inneren prägen das Gebäude zwei opulente Wendeltreppen, die sich jeweils über alle Etagen ziehen. 

    In der vierten Etage des Treppenhauses, das über den Eingang Gustav-Freytag-Straße erreicht wird, befand sich ein Wandgemälde des renommierten Sondershäuser Malers, Grafikers und Bildhauers Heinz Scharr (*1924 † 2017) Auf rund 27 Quadratmetern waren auf die Seilfahrt wartende Kumpel abgebildet. Durch unsachgemäße Behandlung wurde das Bild zerstört und musste überstrichen werden. 

    Erfurt war Bergbaustadt und noch heute wird das Know-How der Ingenieure und Bergleute genutzt und weiterentwickelt. Im Gebäude Arnstädter Straße 3 ist seit der politischen Wende das Ingenieurbüro „Ercosplan“ (heute ERCOSPLAN Ingenieurgesellschaft Geotechnik und Bergbau mbH) ansässig, die Nachfolgegesellschaft des Kali-Ingenieurbüros.  Hier hat auch der Bergmannsverein sein Domizil und dessen Vorstand und Mitglieder haben uns umfassenden Einblick in die Entwicklung des Bergbaus im Erfurter Norden gewährt. Dieses umfassende Wissen wollen wir an unsere Leser weitergeben.

    Für die mitteldeutsche Kali-, Steinsalz- und Spatindustrie in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) stand das Kali-Ingenieurbüro Erfurt mit seinen vielfältigen Ingenieurdisziplinen von 1952 bis 1990 zur Verfügung. Nach 1990 ist das Kali-Ingenieurbüro für die gesamte deutsche und ab 1995 weltweit für die Kali- und Steinsalzindustrie erfolgreich tätig. (website Bergmannsverein)

    Autor: B. Köhler: Fotos: Privatarchiv Dr.-Ing. Heinz Bartl (historische Bilder), J. Köhler

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