Ein Garten lehrt Geduld und entspannt

Der Boden ist schwer, lehmhaltig und nass. Nur eine halbe Spatentiefe kann man stechen, dann trifft man auf Schotter und Kies. Um das Gelände zwischen dem ehemaligen Sportplatz an der Warschauer und unterhalb der Berliner Straße urbar zu machen und in einen blühenden Garten zu verwandeln braucht es nicht nur Geduld und Kraft, sondern auch eine Vision davon, was hier – mitten im Wohngebiet – an grünem urbanen Raum entstehen könnte.

Doch der Reihe nach: Nach der Neugestaltung der Geraaue entstand ‚Restfläche‘, auf der noch Relikte ihrer Zeit als Sportstätte wie Beton-Tribüne und Geländer zu sehen sind. Sie ist Bauerwartungsland, das heißt, in wohl absehbarer Zeit werden hier Wohnungen gebaut werden – wann und von wem ist noch offen. Solange hier also keine Bagger anrollen, wird das Gelände, das wunderschön unter alten Bäumen, eingerahmt von Hecken, das sehr idyllisch gelegen ist, in einen fruchtbaren Garten verwandelt.

Dazu hat Garten- und Landschaftsarchitektin Christiane Nienhold die Initiative Stadtgätner:innen ins Leben gerufen, deren Trägerin die Bürgerstiftung Erfurt ist. 2021 wurde das Gelände durch das Garten- und Friedhofsamt der Initiative zur temporären Nutzung zur Verfügung gestellt, befristet auf maximal fünf Jahre. Diese individuelle Form des Urban Gardenings – einer Bürgerbewegung, die vor rund einem halben Jahrhundert in den USA entstand, um Brachflächen zu entwickeln für mehr Grün in Städten – richtet sich an alle Interessierten mit oder auch bar jeglicher Vorkenntnisse beim Gartenbau. Mitmachen kann jeder. Das Projekt ist insbesondere für all jene geeignet, denen ein eigener Garten zu aufwändig ist oder die sich nur für eine überschaubare Zeit in Erfurt aufhalten wie z.B. Studierende. Wem also Balkon oder Terrasse nicht ausreichen, ein Garten aber zu viele Verpflichtungen mit sich bringt, ist herzlich eingeladen unter professioneller Anleitung zu gärtnern. Dafür stehen gemeinschafts- wie personenbezogene Beete und Pflanzfiächen zur Verfügung.

Wie aber bekommt man einen solch schwierigen Boden dazu, sich zu fruchtbarem Gartenland zu mausern? Dazu werden Pappen auf dem Boden ausgebreitet, Laub aufgebracht und gewartet. Es dauert nicht allzu lange, dann ist die Pappe verrottet und gemeinsam mit dem Laub zu Kompost geworden. Zusätzlich bringen die Gärtnerinnen Muttererde auf die Flächen. Ein 1000-Liter-Tank hilft, die Flächen zu bewässern, einen Wasseranschluss gibt es nicht. 

Himbeeren wurden erfolgreich gezogen, derzeit blühen Narzissen und Traubenhyazinthen, wachsen Erbsenpflanzen, sind blühende Beete für Insekten angelegt. Pflanzen von der Bundesgartenschau hat die Initiative erhalten: Rosen, Lavendel und Kräuter. Sitzgelegenheiten aus Birkenstämmen laden zum Verweilen ein. Zwei Geräteschuppen wurden positioniert bzw. gebaut. 

Wer mitmachen möchte, hat jeweils freitags von 16 bis 19 Uhr dazu Gelegenheit. Man kann einfach kommen, eine Voranmeldung braucht es nicht. Späterhin, mit mehr Erfahrung, kann jeder auf seinem Beet gärtnern wann er Zeit dazu hat und das Wetter es zulässt. Beete für weitere Gartenfreunde sind schon vorbereitet. 

Autor: B. Köhler, Fotos: B. Köhler

Marie-Kathrin Knippel, Christiane Nienhold und Annett Lösch gärtnern mit großer Leidenschaft

So entsteht fruchtbarer Boden: Pappe, Laub und Erde

Was ein Schlüssellochbeet ist, erfährt man von Christiane Nienhold

Eine To-do-Liste zeigt die anstehenden Arbeiten auf

Relikte aus der Sportplatzvergangenheit

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