Ohne Eltern geht es nicht
Der Gemeinschaftsschule am Roten Berg wird am morgigen Dienstag der Titel „Europaschule“ verliehen – nunmehr auf Lebenszeit. Das feiern Schüler, Pädagogen, Elternvertreter und viele Gäste mit einem Schulfest morgen zwischen 11 und 16 Uhr.
Den Namenszusatz hat sich die Schule bereits zweimal verdient, jeweils befristet auf zwei Jahre. Jetzt haben Lehrer und Kinder unter Beweis gestellt, dass sie langfristig und nachhaltig die Werte, die mit dem Titel verknüpft sind, in ihre Schulpraxis integriert haben.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff Europaschule? „Europabildung ist für uns alle wichtig. Wir sind eine weltoffene Schule. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, diese Weltoffenheit, Toleranz und Nachhaltigkeit zu leben.“, erklärt Schulleiterin Sabine Becher: „Den Horizont zu erweitern, ein gemeinsames Miteinander anzustreben und Demokratieverständnis zu entwickeln, ist unser Anliegen.“
Den Titel Europaschule gibt es bereits seit 1978, eine Aktualisierung der Kriterien seit 2020. Die Kultusministerkonferenz hat die Rolle der Bildung so umrissen:
Ziel ist es, allen jungen Menschen die besten Bildungs- und Ausbildungschancen sowie EU-weite Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen. Verschiedene Initiativen sollen dazu beitragen: Erleichterung der Anerkennung von Bildungsabschlüssen durch Transparenz (…), mehr Bildungsgerechtigkeit und der Zugang zu hochwertiger Bildung für alle, Förderung der Inklusion, Erhöhung der Mobilität, Verbesserung des Lehrens und Lernens von Sprachen, Förderung von Kompetenzen für das Leben in der digitalen Welt und Sensibilisierung für Geschichte und Kultur unserer europäischen Nachbarn.*
Europabildung durchzieht alle Fachbereiche, alle Lehrpläne. Rund ein Drittel der Schüler der Gemeinschaftsschule am Roten Berg spricht Deutsch als Zweitsprache. Schon bevor die Kinder der Geflüchteten der ersten großen Welle 2015 in den Schulen ankamen, wurde in der Gemeinschaftsschule mit den Schülern und Eltern gesprochen, hat man sich auf die Neuankömmlinge vorbereitet. „Alle haben mitgezogen hier in unserem Stadtteil Roter Berg.“, erinnert sich Schulleiterin Becher: „Über Konflikte haben wir ehrlich gesprochen und haben sie gemeinsam mit Eltern und Schülern gelöst. Und diese Konflikte liegen oftmals nicht in den Kulturen begründet, sondern in den Entwicklungsphasen der Kinder wie u.a. der Pubertät. Wir haben oft gleiche Sorgen, gleiche Alltagsprobleme. Wir wollen miteinander befreundet sein.“ Ob beim gemeinsamen Kochen die Küchen anderer Länder kennenzulernen, beim Vorstellen des eigenen Herkunftslandes im Unterricht, bei gemeinsamen Ausflügen oder beim Werkeln in der Fahrradwerkstatt – vielfältige Projekte machen das möglich.
Den Titel zu erlangen, bedurfte es großen Engagements und hohen Aufwandes. Die Botschaft nach außen zu tragen, braucht es alle. „Ohne die Eltern geht es nicht.“, fasst Sabine Becher zusammen. Morgen jedenfalls ist es vollbracht und auf Lebenszeit erhält die Schule ihren Titel, den sie stolz tragen wird.
*Europabildung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.06.1978 i. d. F. vom 15.10.2020)
Autor: B. Köhler, Foto: S. Forberg